Christoph Gerber: „Beim Thema Climate Tech haben wir als Internet-Blase kaum Impact“

Florian Rinke13.11.2022

Der Talon-One-Gründer über sinkende Startup-Bewertungen und den Hype um Climate Tech

Christoph Gerber
Christoph Gerber (Foto: Talon.one)

An Meinungsstärke mangelt es Christoph Gerber nicht. Im OMR Podcast spricht der Lieferando- und Talon-One-Gründer über die Folgen der Zinswende für die Startup-Szene, seine Schlawiner-Liste der deutschen Gründerszene, was der Erfolg als Investor mit der Länge von Wikipedia-Einträgen zu tun hat – und verrät, was es mit einer rätselhaften Paypal-Zahlung auf sich hat, die ihn auf einem Hochsitz im Wald erreichte.

Christoph Gerber hat eine Theorie. Zugegeben, die wissenschaftliche Studienlage ist bislang noch dünn, aber das soll an dieser Stelle zunächst mal keine Rolle spielen. Die Theorie von Christoph Gerber geht ungefähr so: Je länger der Wikipedia-Eintrag eines Wagniskapitalgebers ist, desto geringer ist seine Leistung als Investor. Gerber nennt diesen Wert die Vanity-Metrik. Als Beleg dient ihm US-Investor Lee Fixel, der zu den erfolgreichsten Investoren der Welt gehört, aber nur auf 350 Wörter kommt – und Frank Thelen, der mit seinem 10xDNA-Fonds zuletzt herbe Kursverluste verbuchen musste. Dessen Eintrag hat, laut Gerber: „Knapp 1600 Wörter“.

An Meinungsstärke mangelte es Christoph Gerber schon in der Vergangenheit nicht. Im aktuellen OMR Podcast hat er nun erneut zu einem Startup-Rundumschlag ausgeholt. Nicht nur Thelen bekommt dabei sein Fett weg. Gerber sieht auch viele andere Investments aktuell kritisch. Etwa im Bereich Climate-Tech, wo er aktuell die nächste Blase entstehen sieht. „Jeder dritte Fund sagt, er mache jetzt Climate-Tech-Investments. Aber wenn man diese Themenbereiche anguguckt, ist Climate-Tech etwas ganz anderes als in ein Trivago oder Talon One zu investieren“, sagt Gerber im OMR Podcast. Bei solchen Investments spielten Bereiche wie Chemie eine extrem große Rolle. Gerber hat daher seine Zweifel, dass Investor*innen, die sonst eher in Software-Geschäftsmodelle investieren, in diesem Bereich automatisch die besten Ansprechpartner für Investments sind. 

Das Unicorn-Sterben blieb bislang aus

Die Lage der Szene sieht er weiterhin kritisch. Viele Bewertungen sind aus seiner Sicht zu hoch – und würden nun wahrscheinlich nach und nach korrigiert. Bereits im Juli hatte Christoph Gerber ein Unicorn-Sterben in der deutschen Startup-Szene vorausgesagt (hier gehts zur Folge des OMR Podcasts). Dass es bislang ausgeblieben ist, liegt aus seiner Sicht allerdings auch daran, dass viele Startups aktuell noch keine neuen Finanzierungsrunden abschließen mussten. So mussten die Bewertungen in vielen Fällen noch nicht (nach unten) angepasst werden. Gerber ist aber relativ sicher: „Die Pleite-Welle geht los“. Sein eigenes Unternehmen, immerhin auch schon mehrere hundert Millionen Euro wert, sieht er hingegen gut aufgestellt.

Anders als viele andere in der Berliner Startup-Szene hat Christoph Gerber nicht an privaten Hochschulen wie der WHU oder der EBS studiert. Er war an der Berliner Universität der Künste. Ursprünglich wollte Christoph Gerber mal Werber werden. Stattdessen gründete er 2009 mit Jörg Gerbig und Kai Hansen die Lieferdienst-Plattform Lieferando – die später vom niederländischen Konkurrenten Takeaway übernommen wurde (hier erzählt er 2017 die Geschichte im OMR Podcast). Mit seinem aktuellen Unternehmen Talon One hat sich Gerber nun auf auf Loyalty- und Promotion-Programme spezialisiert.

Eine Paypal-Zahlung von Oliver Samwer

Im OMR Podcast erzählt Christoph Gerber außerdem von einer seltsamen Paypal-Zahlung, die er während eines Ausflugs in den Wald erhielt. Er habe irgendwann im vergangenen Jahr auf einem Hochsitz gesessen und plötzlich eine Nachricht vom Bezahldienst bekommen, erinnert sich Christoph Gerber im OMR Podcast: „Oli Samwer has send you 2000 Euros“. Nach einigen Wochen des Rätselns stellte sich raus: Der Rocket-Internet-Chef hatte privat in Gerbers Ferienhaus in Brasilien eingecheckt, das der Talon-One-Gründer unter anderem über Airbnb anbietet – und wollte nun seine Rechnung begleichen. 

Im OMR Podcast verrät Christoph Gerber außerdem, warum er die Aussagekraft der Liste der reichsten Deutschen vom „Manager Magazin“ anzweifelt, wen er umgekehrt auf seine Schlawiner-Liste der deutschen Gründerszene setzen würde – und was es mit seinem Treffen mit dem inzwischen per internationalen Haftbefehl gesuchten Ex-Wirecard-Manager Jan Marsalek auf sich hat.

Die Themen des OMR Podcasts mit Christoph Gerber im Überblick:

  • Die aktuelle Lage bei Talon One und Twitter (00:02:00)
  • Treffen mit Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek und Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer (00:14:00)
  • Kommt jetzt das Unicorn-Sterben – oder bleibt es aus? (00:25:00) 
  • Climate-Tech: Das neue Hype-Thema der VC-Szene? (00:34:00)
  • Die Reichen-Liste des Manager Magazins – und wer auf einer Liste der Top-Internet-Schlawiner stünde (00:44:00)

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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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