Dieser 15-Jährige will dieses Jahr mit seiner Influencer-Agentur einen fünfstelligen Umsatz erzielen

Torben Lux14.8.2017

Deutschlands jüngster Agentur-Chef: Charles Bahr von Tubeconnect

Charles Bahr Tubeconnect

Während die Mehrheit der Mitschüler in seinem Alter ihre Internet-Stars auf Youtube, Instagram & Co. verfolgen, hat Charles Bahr andere Pläne. Er will Teil der Influencer-Branche sein; allerdings vor allem hinter, statt vor der Kamera. Mit Hilfe einer Freundin seiner Mutter hat der 15-jährige Schüler Ende Mai die Agentur Tubeconnect Media gegründet. Uns hat Charles erklärt, was ihn antreibt, welche Projekte er bereits umgesetzt hat – und wie er zu Influencer Marketing steht.

“Your age is just a number. It says nothing about how ready you are”, dieser Spruch ziert das Xing-Profil von Charles Bahr. Dass der auch auf ihn zutrifft, deutet schon das Profil an sich an. Wer hat im Alter von 15 Jahren sonst schon einen Account bei einem Karriere-Netzwerk, inklusive zahlreicher namhafter Kontakte aus der Digital-Branche? Spätestens, wenn man sich aber mit Charles unterhält, nimmt das Zitat endgültig Gestalt an. Dann erklärt der junge Gründer wie ein alter Branchen-Hase, welche Umsatzziele er für dieses Jahr mit seiner Agentur verfolgt, worauf es im Künstler-Management wirklich ankommt und warum der Begriff “Influencer Marketing” so negativ behaftet ist.

Vom Y-Titty-Fan zum jungen Agentur-Gründer und Speaker

Dabei ist Charles, wie so viele Millennials heute auch, in erster Linie Fan. Er schaut sich zum Beispiel bis zur Trennung Ende 2015 die Videos der deutschen Youtube-Pioniere Y-Titty an, (Mitglied Oguz Yilmaz war übrigens auch schon bei uns im Podcast zu Gast), denkt allerdings schon früh den einen Schritt weiter. “Ich habe mir da schon gedacht, dass sie das auf keinen Fall alles alleine machen können. Und festgestellt, dass es so viele Partner gab, dass das kaum langfristig funktionieren kann”, erklärt Charles im Gespräch mit OMR.

Mit elf Jahren fängt er an, seine ersten, inzwischen aber nicht mehr öffentlichen Clips bei Youtube hochzuladen. Der eigentliche Startschuss fällt dann Mitte letzten Jahres. Charles absolviert sein zweiwöchiges Schulpraktikum bei der jungen Hamburger Influencer Marketing-Agentur Nqyer, die seit September 2016 mehrheitlich zu Weischer Media gehört. Das gefällt ihm so gut, dass er weitere zwei Wochen bleibt und die Herbstferien dort verbringt. “In der kurzen Zeit habe ich so viel gelernt, wie noch nie zuvor. Ich konnte extrem viele Einblicke in die Branche sammeln und auch an der einen oder anderen Kampagne mitarbeiten”, so Charles.

Nach dem Praktikum folgt die Neuausrichtung auf Youtube

Die Einflüsse und Eindrücke lösen offenbar etwas in ihm aus. Charles positioniert sich auf seinem Youtube-Kanal mit aktuell 1.200 Abonnenten neu, gibt in regelmäßigen Vlogs Einblicke in seinen Alltag und versucht sich an Motivations-Videos, die stark an Gary Vaynerchuk erinnern.

Ende Mai folgt dann die Gründung der tubeconnect media UG, mit einer Freundin von Charles’ Mutter als Geschäftsführerin. “Sie unterstützt uns sehr in allen rechtlichen Fragen und vertritt die Agentur, bis ich volljährig bin”, erklärt er. Der Fokus soll vor allem auf sehr kleinen und – na klar – sehr jungen Creatorn liegen. Charles sagt: “Wir versuchen schon jetzt, alles abzudecken. Von der Produktion und Distribution von Content für alle Plattformen, über das Aufsetzen von Werbekampagnen bis zur Entwicklung von Sprachapps.”

Insgesamt arbeiten aktuell neun weitere Schüler und Studenten im Alter von 14 bis 21 Jahren nebenbei für das junge Unternehmen, teilweise bis zu 15 Stunden pro Woche. Und auch wenn das Geld eine nur untergeordnete Rolle für alle spiele, hat Charles ambitionierte Ziele für das aktuelle Jahr. “Wir peilen einen fünfstelligen Umsatz an. Ab August setzen wir zum Beispiel für einige Kunden unter anderem Social Media-Profile auf, passen Websites an und produzieren Videos”, so der Gründer. Das seien vor allem Aufträge von kleineren, lokalen Betrieben.

Oskar mit über 335.000 Abonnenten als erster großer Creator

Und auch der erste reichweitenstarke Youtuber ist an Bord. Auf dem diesjährigen OMR Festival traf sich Charles mit dem ebenfalls 15-jährigen Oskar, der immerhin schon über 335.000 Abonnenten und fast 40 Millionen Views vorweisen kann und von sich selber sagt, dass er sich stark von Casey Neistat inspirieren lasse. “Oskar verfolge ich schon, seitdem er 50.000 Abonnenten hat. Dann hatte ich ihn auf Twitter angeschrieben und er hat irgendwann ein Treffen zugesagt”, sagt Charles. “Jetzt treffen wir uns entweder in Berlin oder er kommt nach Hamburg, wir vermitteln Interviews, planen Projekte – so stelle ich mir Künstler-Management vor.” Die Vermarktung laufe allerdings über Studio71, dem Netzwerk von ProSiebenSat.1.

Dass in dieser Aussage auch Kritik mitschwingt, ist kein Zufall. Charles hält nicht viel vom aktuellen Zustand der Branche. “Allgemein ist der Begriff Influencer Marketing extrem negativ behaftet. Das liegt in meinen Augen an den großen Vermarktern und Netzwerken, die nur auf die Masse gehen. Der einzelne Creator kommt da automatisch zu kurz.”

Neben der PR-Betreuung von Oskar probieren Charles und seine Kollegen aktuell viel aus. “Wir schauen, auf welchen Plattformen unsere eigene Aufmerksamkeit liegt und gucken, mit welchen Formaten man dort schon werben kann. Das testen wir dann”, erklärt der Gründer. So hat er schon ausführlich Snapchats noch recht jungen Ad Manager ausprobiert, die Programmierer entwickeln bereits Alexa Skills und Apps für Google Home. Und ganz nebenbei hält Charles Bahr, der jetzt in die 10. Klasse kommt, Vorträge auf Veranstaltungen wie der Tincon oder der Dmexco.

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Torben Lux
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Torben Lux

Torben ist seit Juni 2014 Redakteur bei OMR. Er schreibt Artikel und Newsletter, plant das Bühnenprogramm des OMR Festivals, arbeitet an der "State of the German Internet"-Keynote, betreut den OMR Podcast und vieles mehr.

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