Millionen neuer Nutzer über Weihnachten: Kommt Amazon Alexa jetzt im Mainstream an?

Amazon soll bereits größte Lautsprechermarke der Welt sein

Amazon Alexa Skill
Amazon-Lagermitarbeiter stapeln den Alexa-fähigen Lautsprecher Echo zu einem Weihnachtsbaum (Foto: Amazon)

Hat Amazons Sprachassistent Alexa an Weihnachten seinen „Tipping Point“ erlebt und steht vor dem Durchbruch in der Breite? Zumindest lagen nach Darstellung von Amazon Alexa-fähige Endgeräte millionenfach unter den Weihnachtsbäumen. Gleichzeitig war die zugehörige App in den USA erstmals auf Platz 1 des App Stores und des Google Play Stores. OMR erklärt, wie das in konkreten Zahlen aussieht, wie hoch aktuell der Anteil Amazons am Markt für „Smart Speaker“ ist und was die Entwicklung für das Marketing bedeutet.

Nicht selten erleben technische Innovationen an Weihnachten ihren Durchbruch: Generationen von Smartphone-, Fernseher- oder neue Spielekonsolenhersteller haben davon profitiert, dass bei der Suche nach Geschenken für die Liebsten gerne zu den neuesten technischen Gadgets gegriffen wird. Während der letztjährigen Feiertage war offenbar in vielen Wohnzimmern der westlichen Welt nach der Bescherung Amazon Alexa das beherrschende Thema. So vermeldete Amazon in einer Pressemitteilung am 26. Dezember das „bislang beste Weihnachtsgeschäft“ der eigenen Gerätesparte „Amazon Devices“. Die Zahl der verkauften Alexa-fähigen Endgeräte habe im zweistelligen Millionenbereich gelegen. 

Amazon Alexa: Vom Geek-Spielzeug in den Mainstream

Darauf, dass die Verbreitung und Nutzung von Alexa-fähigen Endgeräten sprunghaft angestiegen sein muss, lassen auch die App-Store-Rankings der zugehörigen Amazon-Alexa-Apps schließen. In den USA und Großbritannien waren sowohl die iOS- als auch die Android-Version kategorieübergreifend für mehrere Tage auf Platz 1. Auch in Deutschland stieß die App kurzzeitig bis auf den ersten (Android) bzw. den vierten Rang (iOS) vor. 

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Die Entwicklung der Downloads der Amazon-Alexa-App in der iOS- und Android Version (Quelle: Priori Data)

Der Berliner App-Analytics-Dienstleister Priori Data schätzt, dass in den sieben Tagen ab dem 24. Dezember des vergangenen Jahres die iOS-Version der Alexa-App weltweit rund 1,5 Millionen Mal heruntergeladen worden ist, die Android-Version sogar 2,2 Millionen Mal. Seitdem die beiden Apps im Jahr 2014 in den Stores eingestellt wurden, seien sie global insgesamt knapp 20 Millionen Mal auf Smartphones oder Tablets installiert worden: 9,9 Millionen auf Android-Geräten, 9,6 Millionen auf iOS-Geräten. Der Großteil der Downloads (fast 80 Prozent) stammt von Nutzern aus den USA. Aus Deutschland heraus sind beide Versionen der App laut Priori Data insgesamt 1,4 Millionen Mal heruntergeladen worden. 

Traffic-Boom für Amazon Skills

Die App-Zahlen dürften durchaus ein annähernd realistisches Bild der Verbreitung von Alexa zeichnen. Für die Nutzung von Alexa-Speakern ist die App zwar nicht unbedingt vonnöten. So lässt sich der Lautsprecher auch über ein Browser-Interface einrichten, doch Amazon selbst empfiehlt in den Betriebsanleitungen von Echo und Echo Dot die Installation der App. Die Verknüpfung von Nutzerkonten bei Streaming-Diensten mit Alexa sowie die Verwaltung von Bestellungen bei Amazon lassen sich teilweise nur über die App bewältigen. Die Zahl der Alexa-fähigen Endgeräte in den Haushalten weltweit dürfte jedoch höher liegen als die der App-Installationen. Über die App lassen sich mehrere Lautsprecher (die beispielsweise in mehreren Räumen verteilt sind) kontrollieren.

Auch Entwickler von Sprachanwendungen für Amazon Alexa („Skills“) berichten von einem sprunghaften Anstieg der Nutzer- und Nutzungszahlen während der Feiertage. „Unser Traffic ist an den Weihnachtstagen um etwa 110 Prozent gestiegen“, erklärt Nick Schwab gegenüber OMR. Der US-Amerikaner gehört mit seinem Unternehmen Invoked Apps zu den Top 5 Skill-Entwicklern weltweit. Sein Hintergrundgeräusche-Skill hätten während der Weihnachtstage täglich 110.000 neue Nutzer gewonnen – 75 Prozent der Nutzer würden diese auch langfristig nutzen. Noch vor einem Jahr betrug die Gesamreichweite der Skills von Schwab 250.000 Unique User. „Wir rechnen damit, dass wir innerhalb der nächsten 48 Stunden die Zahl von zwei Millionen Unique Usern überschreiten“, so Schwab gegenüber OMR. 

Schon in den Wochen und Monaten vor den Feiertagen hatten Marktforscher Amazon eine vorherrschende Position auf dem Markt der Lautsprecher mit Sprachassistenten zugeschrieben. Im November schätzte Consumer Intelligence Research Partners die Zahl der alleine in den USA bis dahin verkauften Alexa-fähigen Geräte auf 20 Millionen Stück. Das sei ein Marktanteil von 73 Prozent. Der Economist schätzte Anfang Dezember den Anteil von Amazon an den bislang verkauften „Smart Speakern“ auf 75 Prozent – und stützte sich dabei auf Angaben eines weiteren Marktforschers. Amazon sei damit die größte Lautsprechermarke der Welt.

Amazon Alexa Skill

Die Entwicklung der weltweiten Umsätze mit Kopfhörern und kabellosen Lautsprechern (Quelle: Futuresource / Grafik: Economist.com)

Amazon dank Alexa größte Lautsprechermarke der Welt?

Diese Einschätzung bezieht sich allerdings nicht auf die erzielten Umsätze. Das dürfte auch daran liegen, dass beispielsweise der Einstiegspreis für einen Alexa-fähigen Lautsprecher mit aktuell rund 36 Euro für einen Echo Dot vergleichsweise niedrig liegt. Dabei ist durchaus denkbar, dass Amazon die Preise subventioniert, um sich frühzeitig Anteile an dem entstehenden Markt sichern zu können. Angesichts von 70 Millionen „Smart Speakern“, die Prognosen des Marktforschers Futuresource zufolge in diesem Jahr verkauft werden sollen, ist die These des Economist durchaus plausibel. 

Mit der zunehmenden Zahl anderer Hersteller, die Alexa-Software auf den eigenen Geräten einbinden, dürfte die Reichweite des Sprachassistenten noch zunehmen. So werden einem Bericht von Golem.de zufolge aktuell auf der Unterhaltungselektronik-Messe CES in Las Vegas Kopfhörer, Smartwatches, Fitnessarmbänder, Mikrowellen und Backöfen vorgestellt, in die Alexa integriert ist. BMW will die Sprachsteuerung ab Mitte dieses Jahres in die Software der eigenen Autos integrieren. Und auch Hotelketten planen die Einbindung von Sprachassistenten in ihre Räume.

Kommt jetzt das „Adwords für Amazon Alexa“?

Unternehmen, die in der sprachbasierten Welt noch sichtbar sind bzw. hörbar bleiben wollen, müssen dafür künftig möglicherweise bezahlen: Wie CNBC vor wenigen Tagen berichtete, verhandelt Amazon derzeit mit Konsumgüterriesen wie Proctor & Gamble und Clorox über die Möglichkeit, ihre Produkte über Alexa gegen Bezahlung zu promoten. Angedacht sei dabei auch ein Adwords-ähnliches Format, mit dem die Werbekunden höhere Platzierungen einkaufen können, wenn der Nutzer nach Produkten sucht.

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Roland Eisenbrand
Autor*In
Roland Eisenbrand

Roland ist seit mehr als zehn Jahren als Journalist in der Digitalbranche aktiv. Seit 2014 verantwortet er als Head of Content (und zweiter Mitarbeiter) alle inhaltlichen Komponenten von OMR, darunter vor allem den OMR Blog und redaktionelle Arbeit rund um das OMR Festival.

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