Was wurde eigentlich aus der Millionen-Finanzierung von Adjust aus Berlin?

Torben Lux9.5.2016

Das App-Analytics-Startup konnte vor einem halben Jahr 15 Millionen Euro einsammeln

Adjust Gründer
Die Gründer von Adjust: Manuel Kniep, Paul H. Müller und Christian Henschel (v.l.)

Die Adtech-Szene staunte nicht schlecht, als das App-Analytics-Startup Adjust aus Berlin eine Finanzierungsrunde in Höhe von 15 Millionen Euro verkündet hatte. Es wurde weltweit berichtet, denn das Unternehmen ist eines der wenigen deutschen Companys, die im Adtech-Bereich auf der Weltbühne dabei sind. Jetzt ist etwas mehr als ein halbes Jahr vergangen und wir haben uns gefragt, was eigentlich aus den ambitionierten Plänen, vor allem in Sachen Internationalisierung, geworden ist. Gründer Christian Henschel hat das im Interview mit Online Marketing Rockstars aufgeklärt – und verraten, wo er demnächst als Speaker zu sehen sein wird.

Christian, etwas länger als sechs Monate ist es jetzt her, dass Ihr mit Adjust 15 Millionen Euro von Highland Capital Partners bekommen habt. Was ist aus Euren Plänen, das Geld zum Beispiel für die Erweiterung der weltweiten Salesforce zu nutzen, geworden? Christian Henschel: Die Internationalisierung geht gut voran. Wir haben inzwischen neue Büros in Singapur, London, Sao Paolo und Paris eröffnet. Das sind teilweise komplett verschiedene Märkte. Entsprechend wächst auch die Teamstärke. Aktuell haben wir knapp über 100 Mitarbeiter, bis zum Ende des Jahres sollen es 150 werden.

Aber der Geldregen sollte ja auch in neue Produkte gesteckt und ein Teil als Backup für Akquisitionen zurückbehalten werden, richtig? Gibt es dazu Neuigkeiten? Zum Thema Akquisitionen: Wir haben da eine Longlist mit allerhand Unternehmen, meistens aus den USA. Das ist natürlich ein langwieriger Prozess, für den wir uns auch die Zeit nehmen. Verkünden können wir noch nichts.

Und produktseitig? Mitte Februar haben wir unsere „Fraud Prevention Suite“ gelauncht. Die soll verhindern, dass App-Publisher für gefälschte App-Installationen, durch Bots beispielswiese, bezahlen. Wir scannen die Daten von Werbekampagnen und können in Echtzeit sagen, wann es sich um Adfraud, also gefälschte Daten, handelt. Alle Partner, sowohl Networks als auch Agenturen, werden dann beispielsweise über APIs über den von uns identifizierten Traffic informiert. Ein riesiger Vorteil, weil man sich im Nachgang nicht damit auseinandersetzen muss, wer jetzt eigentlich wo nicht aufgepasst hat und jetzt was bezahlen muss.

Die Adfraud-Problematik ist also weiterhin ein relevantes Thema? Definitiv. Wir sehen immer noch, dass fünf bis 15 Prozent im Mobile Traffic Fraud sind.

Das dürfte ja ein ganz gutes Verkaufsargument für Eure Produkte sein, oder? Im ersten Moment könnte man das meinen, es stimmt aber nur zum Teil. Adfraud ist ein ernstes Problem und kein attraktives Thema. An erster Stelle sollte immer die Datenqualität stehen. Schon fünf Prozent Adfraud-Traffic verfälscht jede sinnvolle Analyse, von 10 oder 15 Prozent ganz zu schweigen. Und am Ende spart man kein Geld, sondern bekommt für den gleichen Betrag einfach vielmehr Leistung und kann sein Budget da investieren, wo es wirklich Sinn macht.

Dazu werden wir sicher noch mehr bei der FirstScreen Conference am 15. Juni in Berlin hören, die wir gemeinsam mit AppLift veranstalten – da wird ja Simon Kendall, Product Manager bei Euch, zusammen mit Vertretern von Tune, Kochava und Appsflyer im „Mobile Attribution and Analytics Panel“ sitzen. Gibt es neben Adfraud aktuell noch weitere Entwicklungen im Mobile Marketing, auf die Du besonders schaust?  Eine Sache, die ich mit großem Interesse verfolge, sind die neuen Plattformen, die sich in diesem Jahr für Mobile Marketing und hier insbesondere App Install Ads öffnen werden. Bereits im letzten Jahr hat Instagram diesen Bereich für sich professionalisiert, und ich finde es gut, wenn wir speziell im Mobile Marketing Bereich durch neue Plattformen mehr Diversifizierung und Angebote für Advertiser haben. Welche Relevanz diese Entwicklung schon jetzt hat, zeigen dann ja auch Veranstaltungen wie eure FirstScreen oder unsere MobileSpree.

Eure erste eigene Konferenz am 2. Juni, ebenfalls in Berlin. Was können die Gäste von dem Event erwarten? Adjust arbeitet täglich mit vielen Advertisern zusammen – jetzt haben wir uns einfach mal vorgenommen, die erfahrensten davon zu Wort kommen zu lassen und ihnen eine Bühne zu geben. Bei der Speaker-Akkquise haben wir uns auf CMOs, Mobile Marketer beziehungsweise User Acquisition Manager fokussiert, also Menschen, die relativ tief in der Materie stecken. Wir wollen, dass die Leute nach der Veranstaltung sagen: „Wow, das wusste ich noch nicht“ oder „das mach ich ab morgen anders.“ Das Stadtbad Oderberg, wo das Event stattfindet, ist auf 150 Teilnehmer begrenzt.

Christian, wir wünschen weiterhin viel Erfolg.

Ihr wollt auch bei der FirstScreen Conference am 15. Juni in Berlin dabei sein? Neben den bereits erwähnten Adfraud-Experten kommen zum Beispiel die Gründer der Trend-App Musical.ly, Ex-Fußballer und 433-Gründer Demy de Zeeuw und Zukunftsdenker Pablos Holman. Hier bekommt Ihr alle Infos und Tickets.

AdjustBerlin
Torben Lux
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Torben Lux

Torben ist seit Juni 2014 Redakteur bei OMR. Er schreibt Artikel und Newsletter, plant das Bühnenprogramm des OMR Festivals, arbeitet an der "State of the German Internet"-Keynote, betreut den OMR Podcast und vieles mehr.

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