Er hat mit Kapten & Son eine millionenschwere Brand aufgebaut – das ist sein neues Ding

Wie Addy Weissbeck mit Charles den Conversational Commerce in Deutschland etablieren will

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Addy Weissbeck (rechts) mit OMR-Gründer und -Podcast-Host Philipp Westermeyer

Vermutlich kennt nahezu jede:r einigermaßen Instagram-affine Deutsche Kapten & Son: Was als Uhrenmarke begann, ist heute eine „Multi-Category-Brand“, die 150 Mitarbeiter beschäftigt über 50 Millionen Euro jährlich umsetzt. Für Mitgründer Artjem „Addy“ Weissbeck offenbar der richtige Zeitpunkt, um sich auf etwas Neues zu konzentrieren. Sein B2B-Startup Charles will Unternehmen den Verkauf per Chat-Apps wie Whatsapp ermöglichen und hat gerade 6,4 Millionen Euro Wagniskapital u.a. von Accel und Holtzbrinck Ventures eingesammelt. Im OMR Podcast lässt Weissbeck seine Gründerlaufbahn Revue passieren und gibt Einblicke in das Geschäft mit „Conversational Commerce“.

„2014 haben wir 250.000 Euro Umsatz gemacht und 2015 waren wir schon knapp unter zehn Millionen Euro“, so Weissbeck über das explosionsartige Wachstum von Kapten & Son. Das sei getrieben gewesen von einem überaus beliebten Modeuhrenmodell (für das sie über Ali Baba einen Hersteller akquiriert hatten) sowie Social Commerce, also Instagram Influencer und Facebook Paid Ads. „Ohne Instagram gäbe es Kapten & Son in der Größe, die wir heute haben, und in den Zukunftsmöglichkeiten, so nicht. Das muss man wirklich so sagen“, so Weissbeck.

50 Millionen Euro Jahresumsatz mit 150 Mitarbeitern

Heute setzt Kapten & Son mit dem Verkauf von vielerlei Accessoires und Taschen mehr als 50 Millionen Euro jährlich um. Das meistverkaufte Produkt sind mittlerweile laut Weissbeck Rucksäcke. Der Anteil von Uhren liege bei etwas über 20 Prozent. Hinzu kommen Sonnenbrillen und Modeschmuck; zuletzt hat das in Münster gestartete Unternehmen auch Koffer ins Sortiment mit aufgenommen. Die wurden zunächst unter der neuen Marke Kuuno aufgebaut. „Wir wollten auf diese Weise mehr Wege innerhalb der Firma schaffen, wie man Leute weiter entwickelt“, so Weissbeck.

Mittlerweile sind die Kuuno-Koffer auch auf der Website der Hauptmarke verfügbar. Die Kuuno-Website zeigt unterdes, welche Kategorie Kapten & Son offenbar als nächstes entern will: „Active Wear“ à la Gymshark, Oceans Apart und Lululemon. Dass Kapten & Son das Produktportfolio noch weiter ausbauen will, hatten die Gründer im März angekündigt. Da hatte das Startup erstmals externes Geld aufgenommen – vom Private-Equity-Unternehmen Ardian.

Ist Charles auch schon deutlich achtstellig bewertet?

Bereits fünf Monate zuvor, im November 2020, hatten Weissbeck und seine Mitgründer Fabian Deventer sowie Johannes Theobald die Geschäftsführung von Kapten & Son abgegeben. Alle drei stehen dem Unternehmen als „Chairmen“ (und natürlich Anteilseigner) weiterhin zur Seite, nur nicht mehr im operativen Geschäft. Als CEO und CMO agieren heute Alexander Glörfeld und Marian Paul. Damit führen sie ein Unternehmen, das mittlerweile gut 150 Millionen Euro wert sein könnt, mutmaßt OMR-Gründer Philipp Westermeyer.

Von einer solchen Größe ist Charles, Weissbecks neues, gemeinsam mit Studienfreund und Ex-McKinsey-Berater Andreas Tussing gegründetes Unternehmen, noch ein Stück weit entfernt. Aber im Rahmen einer in der vergangenen Woche verkündeteten Seed-Runde hat das Startup gerade beachtliche 6,4 Millionen Euro Wagniskapital eingesammelt. Davor hatten bereits renommierte deutsche Digitalunternehmer wie Alexander Graf (Spryker) und Tarek Müller (About Yout) in Charles investiert. Auch Außenstehende würden dementsprechend wohl nicht daran zweifeln, dass die Bewertung des Startups mittlerweile im deutlich zweistelligen Millionen-Euro-Bereich liegt – auch wenn Weissbeck selbst sich im Podcast dazu nicht äußern möchte.

„Wir wollen ein Infrastrukturunternehmen werden wie SAP“

Charles will Unternehmen helfen, über Chat-Apps wie Whatsapp, dem Facebook Messenger oder auch Slack mit Kunden zu kommunizieren und an diese direkt zu verkaufen. Die Software ist dabei das Bindeglied zwischen dem Shop-System und den Chat-Apps. Damit soll Charles ein Problem lösen, das E-Commerce bisher nicht habe bewältigen können, so Weissbeck – nämlich Personalisierung. „Im Conversational Commerce erkennt man den Kunden immer wieder, wenn er sich meldet“, so der Gründer. „Dort gibt es nicht nur eine durchgehende Gesprächs-, sondern auch eine Verkaufshistorie, auf deren Basis man komplett personalisieren kann.“

Mit der notwendigen Software dafür hat der 30-jährige Weissbeck ein ambitioniertes Ziel, nämlich führender Anbieter für den Bereich Handel im Chat zu werden. „Warum müssen die Technologieunternehmen, die die Infrastruktur für den Handel stellen, immer aus dem Silicon Valley heraus entstehen?“, fragt der 30-jährige Weissbeck. „Wir wollen so etwas aus Deutschland heraus aufbauen – so wie das auch eine SAP geschafft hat“.

Wenn Ihr wissen wollt, wie und warum Charles einen Pivot von einem einem B2C- zu einem B2B-Unternehmen vollzogen hat, welche Kunden Charles bereits gewinnen konnte und warum Charles Charles heißt – dann hört die neueste Folge des OMR Podcasts!

Offenlegung: Die Ramp 106 GmbH ist schon seit Längerem zu einem geringen Prozentsatz an Charles beteiligt.

Unsere Podcast-Partner im Überblick:

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Alle Themen des Podcasts mit Artjem Weissbeck im Überblick:

  • Wie hat Weissbecks Unternehmerkarriere angefangen? (ab 3:30)
  • Wann und warum hat Kapten & Son begonnen, das Sortiment zu diversifizieren? (ab 7:25)
  • Was ist das Geheimnis einer erfolgreichen DTC-Brand? (ab 11:03)
  • Wie wichtig war Instagram für den Aufbau von Kapten & Son? (ab 17:16)
  • Warum hat er Kapten & Son verlassen? (ab 18:52)
  • Wie kam er auf die Idee für Charles? (ab 23:33)
  • Was hat Charles zuerst gemacht und wie kam es zum Pivot? (ab 26:28)
  • Welche Leistung erbringt Charles heute genau? (ab 33:11)
  • Welche unternehmerischen Ziele haben er und sein Mitgründer? (ab 39:30)
  • Warum heißt Charles Charles? (ab 43:18)
  • Wie sieht er die Entwicklung im Bereich Social Commerce und Social Shopping? (ab 46:55)
  • Wird er seine Anteile an Kapten & Son abgeben? (ab 53:04)
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Roland Eisenbrand
Autor*In
Roland Eisenbrand

Roland ist seit mehr als zehn Jahren als Journalist in der Digitalbranche aktiv. Seit 2014 verantwortet er als Head of Content (und zweiter Mitarbeiter) alle inhaltlichen Komponenten von OMR, darunter vor allem den OMR Blog und redaktionelle Arbeit rund um das OMR Festival.

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